Marcus Scholz

1. November 2019

Er war nicht mit auf dem Platz, wobei das von Trainer Dieter Hecking schon angekündigt worden war. „Er wird definitiv nicht spielen können. Seine Oberschenkelzerrung braucht ein paar Tage. Aber wir wissen, dass er sich dann wieder rankämpft“, sagte Hecking heute. Wissend, dass Hunt genau das schon oft gemacht hat. Eigentlich sogar schon zu oft, wie ich meine. Denn der Mannschaftskapitän sollte schon seit langem eine tragende Rolle im Team und vor allem auf dem Platz übernehmen - dafür aber fehlt er schlichtweg zu oft. 17 von 34 Pflichtspielen wird er nach dem Spiel in Wiesbaden am Sonntag in dem Kalenderjahr verpasst haben - als genau jedes zweite Pflichtspiel. Wäre daran eine größere Verletzung schuld - okay. Aber bei Hunt sind es immer wiederkehrenden kleinere Verletzungen, die die Hoffnung auf eine vollständige Genesung und einen konstanten Leistungsträger minimieren.

 

Eine Oberschenkelverletzung im Januar, ein MuskelfaserrissAnfang Februar, wiederkenne Oberschenkelverletzung im März, dann im April Rückenprobleme bis in den Juni hinein,  im Juli wurde er sehr behutsam in der Vorbereitung geschont und aufgebaut, bis Leistenprobleme bis Ende August und muskuläre Probleme in der vergangenen den Linksfuß außer Gefecht setzte. Nicht einmal ein Spiel hielt Hunt komplett durch, ehe er jetzt wieder verletzt ausfällt. Fakt ist: Die Ausfallzeiten mehren sich, die verpassten Spiele pro Saison nehmen Ausmaße an, die nur noch schwer tragbar sind. Und das wird im Alter normalerweise nicht besser. Auch deshalb vermuten viele, dass der auslaufende Vertrag des 33 Jahre alten Hunt beim HSV nicht über die Saison hinaus verlängert wird.

Dieter Hecking indes macht, was ein guter Trainer machen muss: Er stützt seinen Kapitän, wo er nur kann. „Mir tut Aaron einfach leid. Ich glaube, dass er wirklich alles probiert und sehr, sehr unglücklich ist über diese Situation. Er war schon am Mittwochmorgen sehr niedergeschlagen, als ich mit ihm gesprochen habe. Die Situation geht ihm mittlerweile total auf den Keks.“ Trotzdem versuchte Hecking, Optimismus zu verbreiten. Auch bei Hunt: „Es ist eben so, die Oberschenkelzerrung braucht jetzt wieder ein paar Tage. Aber wir wissen, dass er sich dann wieder rankämpft.“ Die Frage, die sich inzwischen leider zwingend stellt, ist nur: Für wie lange?

Hunt ist nicht mehr unersetzlich - und er fehlt zu oft

Ich bin ein absoluter Freund von sachlichen Diskussionen, deshalb kann ich dem grundsätzlichen Hunt-Gebashe so gar nichts abgewinnen. Und ich bleibe dabei: Hunt ist im fitten Zustand für den HSV ein wichtiger Spieler. Besser gesagt: Er war sogar unersetzlich. Bis zuletzt. Denn inzwischen hat Trainer Dieter Hecking die Breite im Kader, um Hunt zu ersetzen. Adrian Fein ist auf der Sechs gesetzt und bleibe das auch. Hecking meinte sogar, der junge Mittelfeldchef brauche noch keine Pause.

***AKTUALISIERUNG: Obgleich Fein heute zehn Minuten vor dem Rest der Mannschaft das Training beendete (was niemand so recht mitbekam ). Präventiv, so schien es. Und bislang gibt es auch noch keine Diagnose. Genaueres wird es erst morgen geben. Da wird sich dann entscheiden, ob Fein mit nach Wiesbaden fahren kann.****

Aber bis dahin gehen wir (dreimal auf Holz geklopft) vom Positivfall aus: Vor Fein agierten beim 6:2 gegen Stuttgart mit Jeremy Dudziak und Christoph Moritz zwei Akteuere, die spielerisch über das Niveau eines gesunden Hunt verfügen - Standards mal ausgenommen.

 

 

Aber für die hat Hecking ja auch noch Sonny Kittel, womit wir meiner Startelf für Sonntag schon recht nahe kämen. Denn mit diesen vier Spielern zuzüglich dem pfeilschnellen Bakery Jatta und Martin Harnik im Angriff hätte der HSV eine Startelf, die eine gute Mischung aus spielerischer Qualität und der nötigen Geschwindigkeit mitbringt. So hätte der Trainer auch noch die Möglichkeit, im Laufe des Spiels Lukas Hinterseer für Harnik in die Spitze zu stellen, Harnik auf die Außenbahn zu stellen und Kittel ins Zentrum zu ziehen. Denn die beiden Neuner präsentierten sich beide heute komplett genesen und signalisierten im Anschluss an die Einheit, dass alles gehalten und keine Probleme mehr gemacht habe.

Ansonsten war in der heutigen Einheit noch nicht wirklich zu erkennen, welche Startelf Hecking im Kopf hat. Er ließ relativ bunt gemischt spielen, machte Zonenspiele, wo auf engstem Raum Lösungen gefunden werden mussten, ehe er mit Bällen aus dem Mittelfeldzentrum über die Abwehr hinweg Torabschlüsse machen ließ. Der HSV-Coach will den Kritikern sportlich endgültig den Garaus machen, nachdem er verbal heute schon einmal vorgelegt hatte:  „Ich bin mit der Wahrnehmung des Spiels nicht einverstanden gewesen. Das Pokalspiel gegen Stuttgart war ein Fight mit Vorteilen für Stuttgart. Wir haben diesmal nicht so gut gespielt, aber es war keine unterirdische Leistung. Auch Stuttgart hat kein Feuerwerk abgeliefert, das muss man so klar sagen. Wenn das der Anspruch ist, dass wir jedes Spiel gegen Stuttgart so bestreiten wir am Samstag, dann sind wir auf dem Holzweg“, so Hecking heute deutlich.

 

 

Und obgleich ich die Worte Heckings von heute für leicht überzogen halte, so hat er im Grunde recht. Denn dieser HSV mit seinem Umfeld (um es erst einmal allgemein zu halten) hat noch immer keinen realistischen Weg gefunden, Erfolge wie Misserfolge richtig einzustufen. Dass man gegen den VfB Stuttgart im Pokal ausscheiden kann wussten alle im Voraus. Dann kam das 6:2 in der Liga und alle sind euphorisiert. Wissend, dass das 6:2 zwischenzeitlich mächtig auf der Kippe stand, verfallen viele ob des blanken Ergebnisses in Überheblichkeit. Und da schließe ich uns Journalisten komplett mit ein - keine Frage! „In dieser Form ist der HSV zu groß für diese Liga“ glaubten ein paar Kollegen - und machten damit genau den Fehler des Vorjahres blindlings noch einmal. Genau hier Hat Hecking absolut recht, denn:

Überheblichkeit kommt vor dem Fall.

Und gerade jetzt vor Wiesbaden ist niemand davor gefeit, den Gegenre als Tabellenletzten zu unterschätzen. Obgleich die Wiesbadener gerade vier Ligaspiele in Folge ohne Niederlage sind, dabei sogar gegen Osnabrück und in Stuttgart gewonnen haben. Ein Fehler, den ich hier nicht mehr machen werde. Vielmehr hoffe ich darauf, dass der HSV die Stuttgart-Niederlage am Dienstag dafür nutzt, die Sinne zu schärfen und sich noch einmal bewusst zu werden, wo man wirklich steht. Denn das ist die Tabellenspitze - aber eben der Zweiten Liga. Und hier steht man auch deshalb oben, weil die Konkurrenz gerade noch geschwächelt hat. Stuttgart übrigens gegen die beiden Mannschaften, die dem HSV jetzt auswärts bevorstehen.

Für mich wird aus dem Pokal-Aus tatsächlich erst dann eine echt bittere Niederlage, wenn der HSV die Lerneffekte aus diesem Spiel nicht mitnimmt. Wenn man wirklich glaubt, schon etwas erreicht zu haben - dann wird es schiefgehen. Deshalb freuen mich die mahnenden Worte Heckings auch mehr, als dass ich die Übertreibung darin kritisieren wollte. Denn ganz offensichtlich kann man in Hamburg gar nicht genug vor Überheblichkeit mahnen. Und die Hoffnung bleibt, dass die Mannschaft samt Trainerteam jetzt schon weiß, was ein Teil der Anhänger, Mitarbeiter, Journalisten und anderen Sympathisanten noch Lernen müssen (und wofür ich gern ’nen Fünfer ins Phrasenschwein zahle): Das nächste Spiel ist immer das Schwerste. Selbst dann, wenn es vor 5700 Zuschauern gegen den Tabellenletzten in Wiesbaden geht. Oder besser gesagt: Genau dann!

in diesem Sinne, bis morgen. Da wird um 13 Uhr noch einmal öffentlich trainiert, ehe es per Flugzeug nach Wiesbaden geht. Dann wird auch entschieden, ob Ewerton mit nach Wiesbaden fliegt oder doch noch einmal für die U21 (spielt am Sonntag um 14 Uhr beim Lüneburger SK). Im P.S. findet Ihr noch einen kleinen Tipp für Sonntag, wo wir Fan-Power pur aufs Sofa holen. Aber lest selbst...

Bis dahin!

Scholle

 

 

 

Aufsteiger gegen Aufstiegsaspirant

Der HSV trifft auf den SV Wehen Wiesbaden - der Ausstiegsaspirant auf den Aufsteiger. Es wird sicher kein leichtes Spiel werden. Die Hessen haben schon gezeigt, dass sie in der Lage sind, die Spitzenclubs der Liga ordentlich zu ärgern. Gelingt dem HSV der Auswärtsdreier? Zusammen mit euch, dem "lautesten HSV-Fan Deutschlands", dem YouTuber Der Sievi, und HSV-Kultfan Helm-Peter geht es wieder auf die Couch. Am Sonntag ab 13.00 Uhr könnt ihr verfolgen, ob Der Sievi unser Trommelfell auf der Couch platzen lässt, was Helm-Peter zum Spiel der Rothosen loswird und ob der HSV die nächsten drei Punkt einfahren kann.

Dazu gibt es natürlich unsere Analysen, den Talk nach Abpfiff - und euch! Via Live-Chat und Twitter könnt ihr am Treiben auf der Couch teilhaben, mitfiebern und eure Fragen stellen. Dem Fußballfest steht nichts mehr im Wege!

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